The So-called FortsetzungsFanFiction
Teil 11 von Torben
Rickie starrte Sharon entsetzt an, sein Mund stand halb offen und er hatte das Gefühl sich jeden Augenblick auf Wes Schuhe übergeben zu müssen. Es war totenstill im Saal.
Die bisher fröhliche Party hatte ihren "Höhepunkt" erreicht, einen ziemlich dramatischen Höhepunkt zugegebenermaßen, aber das schien die meisten nicht zu stören.
Neugierig starrte die Meute auf die Hauptpersonen dieser drei "Partyhöhepunkte".
Rayanne stand immer noch fassungslos vor ihrem Vater, von dem die alte Englischlehrerin Mrs. Weir auch noch in drei Jahren behaupten würde es wäre Jerry Garcia höchstpersönlich gewesen. Schuldirektor Foster starrte immer noch Mr. Katimski an, und mit ihm beinahe die komplette Lehrerschaft und ein Haufen vollkommen fassungsloser Eltern, während sich die Blicke der anwesenden Schüler eher auf Rickie hefteten, der seinerseits immer noch Sharon anstarrte und sich einfach nicht traute Wes anzusehen.
Stille.
Absolute Stille, so als hätten sich alle anwesenden spontan entschlossen mit dem Atmen aufzuhören (ist ja auch viel gesünder). Natürlich war jedem im Raum klar das das Leben irgendwann weitergehen mußte, und so standen sie gaffend herum in freudiger Erwartung der Ereignisse die jeden Augenblick ihren Anfang nehmen mußten, und die dann doch harmloser ausfielen als sich die meisten es gewünscht hatten. Rickie war der erste, der aus seiner körperlichen Starre erwachte und er beschloß lieber gar nicht erst Wes Reaktion abzuwarten sondern rannte dem Notausgang entgegen, der zum Glück nur wenige Meter entfernt war und er somit nicht gezwungen war den gesamten Raum zu durchqueren. Im war speiübel, und er wollte einfach nur raus, raus aus diesem stickigem Saal, raus aus dieser dreckigen Stadt, und wenn möglich, raus aus seiner Haut.
"Dad?", brachte Rayanne leise zwischen ihren Lippen hervor, während ihr die heißen Tränen das Gesicht hinabliefen. Sie konnte einfach nicht glauben das er hier war, das er direkt vor ihr stand und sie schüchtern anlächelte. Zitternd griff sie in ihre Tasche, und erst als sie den Flachmann zwischen ihren Fingern spürte, wurde sie wieder etwas ruhiger. "Zum Glück ist er noch halb voll!"
Mr. Katimski ahnte bereits das seine Karriere als Lehrer stark gefährdet war, und so hatte auch er es vorgezogen diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Schuldirektor Foster starrte den beiden schockiert hinterher, im Geiste verabschiedete er sich gerade von dem guten Ruf seiner Schule.
Brian saß noch immer auf der Treppe vor der Schule und versuchte die Ereignisse, vielmehr die Katastrophe des heutigen Tages zu verkraften. Angela hatte ihn geküßt. Noch vor einigen Wochen hätte er alles dafür gegeben einmal, nur ein einziges Mal ihre Lippen auf seinen zu spüren, und dann, als es endlich geschah, hatte es ihm nichts bedeutet. Sie hatte ihn geküßt, und er hatte nichts gespürt, nicht dieses angenehme Gefühl das ihn jedesmal überkam wenn er und Amy sich küßten. Er vermißte Amy, er wollte wieder ihre Lippen spüren, mit der Hand durch ihr duftendes Haar streicheln und den Anblick ihres sanften Gesichtes genießen, doch all das war nun vorbei, er hatte es vermasselt. Angela hatte es vermasselt. Er war immer noch wütend, doch er konnte ihr einfach nicht mehr böse sein, dazu bedeutete sie ihm immer noch zu viel. Liebe? Nein, Liebe war wohl nicht mehr im Spiel, das hatte er während des Kusses eindeutig gespürt. Er liebte Amy, da war er sich absolut sicher. Er hörte Schritte, schnelle Schritte die die Treppe hinunter zu fliegen schienen, und eine Gestalt rannte an ihm vorbei hinaus in die dunkle Nacht. "Rickie?", rief er der dunklen Gestalt hinterher, er hatte ihn an der Kleidung erkannt. Doch Rickie reagierte nicht sondern lief weiter und weiter bis die Dunkelheit ihn verschluckte. "Was ist den mit dem los?"
Jordan saß in seinem Wagen und beobachtete den Schuleingang, er wußte das Angela bei der Theatervorstellung war, schließlich spielte Rayanne die Hauptrolle. Er begriff immer noch nicht, was zwischen ihm und Angela vorgefallen war, was hatte dieses "Es ist vorbei" zu bedeuten. "Es tut mir leid, es ist vorbei." Das waren ihre Worte gewesen, und dann war sie aus der Halle gestürmt. Ohne ihm den Grund zu sagen, ohne überhaupt noch irgendwas zu sagen, sie war einfach hinausgelaufen, sie hatte ihn einfach so stehen lassen, er hatte gar keine Chance gehabt mit ihr zu reden, denn als ihm die Bedeutung dieser 7 kleinen Worte bewußt wurde war sie schon längst verschwunden. Was ging nur zur Zeit in ihr vor, wieso benahm sie sich so seltsam, und wieso hatte sie sich mit Brian gestritten, woher hatte Brian sein blaues Auge. So viele Fragen! Es war alles so verwirrend, warum mußte das Leben nur immer so kompliziert sein. Er sah eine einsame Gestalt auf der Treppe sitzen, doch es war einfach zu dunkel als das er hätte Brian erkennen können. Sonst war niemand draußen zu sehen, anscheinend war die Aufführung immer noch nicht zu Ende. "Wie lang geht den dieses verdammte Stück", fluchte er leise und spielte nervös an seinem Autoradio herum.
Er wollte mit Angela reden, doch er bezweifelte stark das ihm die richtigen Worte einfallen würden, vielleicht war es einfach besser sie zu vergessen, sich einfach nicht mehr darüber den Kopf zerbrechen sondern ganz normal weiterzumachen, so als wäre sie nie ein Teil seines Lebens gewesen, diese ganze Angelegenheit einfach abhaken, als verzweifelt nach einer Möglichkeit zu suchen die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. "Ich weiß ja noch nicht mal warum sie Schluß gemacht hat", rief er sich ins Gedächtnis, vielleicht sollte er sie wirklich einfach vergessen. Alle anderen Dinge konnte er ja auch vergessen, gerade ihm sollte es nicht schwerfallen etwas aus seinem Gedächtnis zu streichen. Unentschlossen betrachtete er die große Eingangstür, während seine rechte Hand sich langsam dem Zündschloß näherte. "Vergiß sie!", befahl er sich selbst, während seine Finger über langsam über den Zündschlüssel glitten. Eine kleine Drehung des Handgelenkes, und schon würde das beruhigende Geräusch des Motors an sein Ohr dringen und all diese wirren Gedanken würden zumindest für einen Augenblick aus seinem Kopf verschwinden. Und vielleicht würden sie nie wieder kommen, vielleicht war die Sache einfach vorbei. Ganz langsam fing er an den Schlüssel herumzudrehen, als er eine zweite dunkle Gestalt entdeckte die im waghalsigem Tempo die Treppe herunter rannte. Er hielt inne. Neugierig betrachtete er die dunkle Gestalt, die hastig in seine Richtung gerannt kam. "Hey, den kenn ich doch!" Der Unbekannte war jetzt nur noch wenige Meter entfernt, und Jordan erkannte das Gesicht wieder, auch wenn der dazu gehörende Name im einfach nicht einfallen wollte.
Rickie lief noch immer direkt auf der Fahrbahn, er kam direkt an Jordans Wagen vorbei, doch er registrierte seine Umwelt überhaupt nicht. "Warum hat sie das getan?" Diese Frage hämmerte in seinem Kopf, in Gleichtakt mit dem lauten Pochen seines vor Aufregung wild schlagenden Herzes. Es war recht kühl an diesem Frühlingsabend, und er hörte seine Atmung, die in rasch aufeinanderfolgenden Atemzügen kalte Luft erst in die Lungen zog und dann die nun angewärmte, aber dafür um etwas Sauerstoff erleichterte Luft wieder in die Freiheit entließ. "Warum muß so etwas immer mir passieren?"
"Rickie!", fiel es Jordan wieder ein, während er beobachtete wie dieser immer noch die Straße entlang lief. Er schüttelte verwundert den Kopf und sah wieder zur Treppe, um zu sehen ob noch mehr Personen aus der Schule gerannt kamen, doch es war niemand zu sehen außer der Gestalt die auf der Treppe gesessen hatte, die jetzt aber aufgestanden war und nun ebenfalls langsam in seine Richtung kam, jedoch in einen viel langsameren Tempo. Es war Brian. "Hi Brian", begrüßte ihn Jordan, der aus seinem Wagen ausgestiegen war und nun langsam auf Brian zuging. "Ich glaub mit Rickie stimmt was nicht", erklärte Brian, ohne Jordans Gruß zu erwidern, "Vielleicht sollten wir ihm hinterher fahren." Jordan nickte. "Da vorne, ist er das nicht?", fragte Brian und deutete auf eine zusammengekauerte Gestalt, die direkt am Straßenrand saß. Jordan bremste den Wagen langsam ab und blieb einige Meter von Rickie entfernt stehen. Der Motor erstarb, und Jordan schaltete die Scheinwerfer aus und sah Brian an : "Und jetzt?" "Keine Ahnung."
Jordan sah zu Rickie hinüber, öffnete langsam die Fahrertür und glitt geschmeidig aus dem Wagen. Vorsichtig näherte er sich dem Häufchen Elend, bei dem es sich tatsächlich um Rickie handelte. Er vernahm ein leises Schluchzen, es war kaum zu hören, aber es war ganz eindeutig das Rickie weinte. "Hey", sprach er Rickie leise an, während Brian nun ebenfalls aus dem Wagen ausstieg und sich langsam den beiden näherte. Rickie hob vorsichtig den Kopf, und durch den Tränenschleier auf seinen Augen sah er zwei ihm wohl bekannte Personen, die ihn im schwachen Licht der Straßenbeleuchtung fragend anblickten. Rasch wischte er sich mit seinem rechten Ärmel die Tränen aus dem Gesicht, bevor er die beiden mit einem mühsam zustande gebrachten Lächeln absah.
"Was ist den los?", fragte Jordan.
"Gar nichts." "Und wieso rennst du den wie ein Irrer durch die Gegend?"
Rickie senkte den Kopf. "Brian und Ich, wir fahren nur ein bißchen durch die Gegend", erklärte Jordan, woraufhin Rickie wieder den Kopf hob und die beiden verwundert ansah. "Nur so zum Spaß", fuhr Jordan fort und sah Brian an, der immer noch hinter im stand und das Gespräch neugierig beobachtete, bisher selbst aber noch kein Wort herausgebracht hatte. "Ich, äh, ja, wir fahren nur so ein bißchen durch die Stadt, reiner Zeitvertreib", stammelte Brian nervös. Rickie sah die beiden immer noch verwundert an, was sollte er nur davon halten. Es klang einfach zu unglaublich. Jordan und Brian fahren an einem Samstagabend gemeinsam durch die Gegend, nur so zum Zeitvertreib? Irgendwas stimmte an diesem Bild nicht, allein der Gedanke war völlig absurd. "Wir haben noch Platz im Wagen", riß Jordans Stimme ihn aus seinen Gedanken. Er deutete auf seinen Wagen. "Komm, steig ein!"
Angela stand in einem etwas abgelegenem Teil des Saales und bekam von all dem nichts mit. Erst als Julie, ein Mädchen aus ihrem Biokurs, ihr von Katimski und seinem Freund erzählte, merkte Angela das es auf einmal so ruhig war im Saal. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge, sie wollte wissen was hier vor sich ging. Sie hielt Ausschau nach Rayanne und Rickie, doch sie konnte die beiden nirgends entdecken. Zu diesem Zeitpunkt rannte Rickie schon längst den leeren Schulflur entlang, während Rayanne immer noch am überlegen war ob sie ihren Flachmann jetzt gleich oder lieber nachher austrinken sollte. Sie bekam auch nicht mit wie Wes Sharon einfach stehenließ und hinter Rickie hinterher ging, und auch als Delia anfing Sharon wüst zu beschimpfen war Angela nicht in der Nähe. Sie war damit der einzige Mensch auf dieser Party, der alle, aber auch wirklich alle dramatischen Ereignisse verpasste (sie schaffte es sogar nicht einmal Rayanne und ihren Vater zu Gesicht zu bekommen). "Hey Corey!" Sie drängelte sich zu ihm durch. "Weißt du wo Rickie ist? Ich kann ihn nirgendwo finden?"
Nachdem sie von Corey gehört hatte was Sharon sich geleistet hatte, rannte sie sofort nach draußen um Rickie zu suchen, Corey und Delia im Schlepptau. Natürlich kamen sie zu spät, Rickie war schon längst verschwunden, zusammen mit Brian und Jordan. Nur wußte das natürlich niemand. Die drei standen am unteren Ende der Treppe und überlegten was sie nun tun sollten. "Sollen wir ihn suchen?" Delia blickte Angela verzweifelt an. "Das hat doch keinen Sinn!" erwiderte Corey und schüttelte den Kopf. Angela dachte genauso, doch sie konnte nicht nur untätig herumstehen. "Ich finde wir sollten es wenigstens versuchen." Die anderen beiden nickten. "Am besten wir teilen uns auf, vielleicht ist er ja noch irgendwo auf dem Schulgelände."
Ging da nicht jemand?" Angela versuchte zu erkennen ob sie wirklich jemanden gesehen hatte. "Rickie?" Die dunkle Gestalt drehte sich zu ihr um, und kam nun direkt auf sie zu.
"Rickie?", rief sie abermals. "Nein, ich bin´s nur."
"Oh, hi Wes. Hast du Rickie irgendwo gesehen?" Wes stand nun direkt vor ihr, Rickie hatte wirklich einen guten Geschmack.
"Er ist weggefahren." Angela war irritiert. Rickie hatte doch weder ein Auto noch einen Führerschein.
"Ich hab gesehen wie er zu Jordan Catalano ins Auto gestiegen ist."
"Was???" Sie mußte sich verhört haben. "Er ist mit Jordan Catalano weggefahren, und mit diesem Lockenkopf, ich glaube der heißt Krakow oder so ähnlich." Sie war erstaunt, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Aber wenigstens wußte sie nun wo er war. Okay, wo er war wußte sie natürlich nicht, aber sie wußte immerhin das er nicht allein war. Sie war beruhigt, sie hatte sich schon Sorgen um ihn gemacht. "Ich hab ihm ja noch zugerufen, aber er hat mich wohl nicht gehört." "Ich könnte Sharon erwürgen!", fluchte Angela, sie war verdammt sauer auf ihre ehemalige beste Freundin. "Wußtes du das er..." Angela sprach den satz nicht zu Ende.
Wes schüttelte den Kopf. "Nein." Angela fiel einfach nichts ein was sie nun sagen könnte, und so schwieg sie lieber.
"Ich hab aber auch keine Probleme damit", fuhr Wes fort,
"Mein Bruder ist nämlich auch schw...äh...homosexuell."
"Dein Bruder ist schwul?", entfuhr es Angela.
"Das wollte ich damit ausdrücken", lachte Wes.
"Aber du bist..." Abermals hörte Angela mitten im Satz auf, hätte sie den Satz zu ende gesprochen wäre ihr die Frage zu persönlich vorgekommen, was wahrscheinlich daran lag das sie es auch war. "Ich bin nicht schwul, falls du das wissen wolltest." "Sorry, ich sollte nicht so neugierig sein."
"Kein Problem." "Armer Rickie, es muß schrecklich für ihn gewesen sein. Warum hat Sharon das nur getan?", fragte sie leise. "Ich glaube ich weiß wieso." Angela sah ihn neugierig an.
"Es ist nur eine Vermutung", erklärte Wes, "Also nicht lachen falls ich voll daneben liege."
"Keine Angst, erzähl schon."
"Ich glaube Sharon will was von mir."
"Ja?" "Und anscheinend hat sie das Gefühl das Rickie auch hinter mir her ist." "Und deshalb hat sie..?" Daran hatte Angela noch gar nicht gedacht, aber irgendwie klang es plausibel. "Genau, das ist zumindest meine Theorie. Ob ich recht habe weiß ich natürlich nicht." "Doch, ich glaube du hast recht." "Kann sein, aber wie kommt Sharon darauf?" "Ich...äh...." "Steht Rickie wirklich auf mich?" "Keine Ahnung", log Angela ihn an, "Und du, bist du an Sharon interessiert?" "Ich dachte du wolltest nicht mehr so neugierig sein." "Hätte mich halt interessiert, aber es geht mich ja wirklich nichts an." Wesley fuhr verlegen mit der linken Hand über sein Haar. "Eigentlich steh ich ja mehr auf deine Freundin Rayanne."
"Wohin fahren wir eigentlich?" Seit zwei Stunden fuhren sie nun schon umher, und noch immer hatte keiner ein einziges Wort gesagt. Er war einfach eingestiegen, Jordan hatte den Motor gestartet, das Radio eingeschaltet und den Wagen langsam in Bewegung gesetzt. Kein Wort darüber wohin sie fahren würden. Brian saß auf dem Beifahrersitz und starrte gedankenverloren aus dem Fenster, man hätte meinen können er wäre schon längst eingeschlafen, aber Rickie konnte sehen das seine Augen immer noch geöffnet waren. "Ob er weiß wo wir hinfahren?" Brian wußte nicht wohin Jordan fuhr, aber er hatte zur Zeit andere Sorgen, so das er sich die Frage bisher gar nicht gestellt hatte. An diesem Abend gab es nur eine Frage die wichtig war : "Wie bekomm ich Amy wieder?"
Auch Jordan war von seinem Plan, Angela einfach zu vergessen, nicht mehr besonders überzeugt. Auch er wollte seine Freundin wiederhaben. Hätte einer seiner Mitreisenden ihn gefragt, wo sie waren, Jordan hätte darauf keine Antwort gewußt. Er wußte nur das sie Pittsburgh schon vor einiger Zeit verlassen hatten, er glaubte in Richtung Norden, doch auch das wußte er nicht einhundertprozentig. Es war ihm aber auch egal. Sein Magen knurrte seit geraumer Zeit, und auch sein ausgetrockneter Körper schrie nach einer kleinen Erfrischung. Der Tag war nicht gut gelaufen, vielleicht wäre ein Bier jetzt nicht schlecht, doch den Gedanken verwarf er sofort wieder, schließlich mußte er noch fahren. "Hat noch jemand Hunger", fragte er die beiden. "Ich schon!" Brian nickte. "Ich könnte auch was vertragen."
"Stimmt was nicht mit deinem Burger?" Jordan sah ihn fragend an, während Brian auf das lauwarme Brötchen in seiner Hand starrte, in dem sich angeblich so etwas ähnliches wie Fleisch befinden sollte. "Seit ihr euch ganz sicher das man dieses Zeug essen kann?" "Klar, ich esse das Zeug schon seit Jahren!" Jordan hatte es nett gemeint, doch seine Bemerkung steigerte nicht gerade Brians Vertrauen in dieses Qualitätsprodukt einer berühmten amerikanischen Fast-Food-Kette.
"Hast du keinen Hunger mehr?" Er reichte Jordan den Burger : "Ich hab einen empfindlichen Magen. Laß es dir schmecken." Während Jordan sich über Brians Portion hermachte, betrachtete Brian die anderen Gäste, die sich zu so später Stunde hierher verirrt hatten. "Hey Brian", sprach in Jordan an, "Hast du gesehen wie dir die Bedienung zugezwinkert hat?"
"Ich, äh, nein, wie kommst du den darauf?" "Ich habs auch gesehen", mischte sich Rickie ein, bevor er nach seiner Cola griff um die Reste seines letzten Burgers hinuterzuspülen. Brian sah die beiden mißtrauisch an. "Sie wollte bestimmt nur Höflich sein." "Ich glaub sie steht auf dich", erwiderte Jordan und blickte neugierig zum Tresen herüber.
"Da, sie kuckt schon wieder." "Du willst doch nur das ich mich umdrehe..." "Nein, sie schaut wirklich zu uns herüber", unterbrach in Rickie, der genau wie Jordan einen freien Blick auf die Kasse hatte. "Dreh dich mal um", forderte Jordan ihn auf, "Aber unauffällig!"
"Und wie dreht man sich unauffällig um?", spottete Brian.
"Keine Ahnung. Eben so das es nicht auffällt." Brian verdrehte die Augen. Langsam begann er seinen Blick durch den gesamten Raum wandern zu lassen, sein Kopf drehte sich immer weiter herum und als er ihn soweit zur Seite gedreht hatte wie es ihm möglich war und er sie immer noch nicht sehen konnte, drehte er vorsichtig seinen Oberkörper in die selbe Richtung. Da war sie. Und sah ihm direkt in die Augen. Hastig drehte er sich wieder um, und sah in die grinsenden Gesichter von Jordan und Rickie. "Seit wann übst du so einen unwiderstehlichen Reiz auf Frauen aus?", fragte ihn Rickie lachend. Brian griff nach seiner Cola und zog hastig an seinem Strohhalm. Er hatte das Gefühl als würde er beobachtet, er konnte förmlich ihre Blicke auf seinem Rücken spüren. "Los Brian, rede mit ihr!", forderte Jordan ihn auf, doch Brian schüttelte den Kopf, mit Frauen hatte er in den letzten Tagen genug Ärger gehabt. "Wahrscheinlich seh ich nur so komisch aus mit meinen blauen Auge." "Na ja, dafür wäre eigentlich überhaupt kein blaues Auge notwendig."
"Sehr witzig!" "Sollen wir weiterfahren?" Rickie sah die beiden fragend an. "Gleich, ich muß nur noch mal auf die Toilette." Jordan erhob sich von seinem Stuhl und sah sich suchend um, irgendwo mußte es hier ja schließlich Toiletten geben. "Hier geht's lang", rief Rickie, der sich bereits auf den Weg gemacht hatte, nur Brian blieb allein am Tisch sitzen. Er ärgerte sich das er seine Armbanduhr zu Hause vergessen hatte, aber es mußte schon ziemlich spät sein, soviel war sicher. "Kann ich den Tisch abräumen?" Brian sah erschrocken auf. "Äh, also, von mir aus", stammelte er vor sich hin, während die Bedienung ihn nett anlächelte. "Gut!", erwiderte sie und zwinkerte ihm mit ihren brauen Augen zu. Sie fing den Müll auf einem der Tabletts zu stapeln, während Brian wie gelähmt auf seinem Platz saß. "Was geht hier vor", dachte er, "Jahrelang interessiert sich nicht ein einziges Mädchen für mich, und jetzt das!" Hey, du hast diesen Zettel hier verloren", lächelte sie ihn an, reichte ihm einen kleinen zusammengefalteten Zettel und ließ ihn dann an dem nun wieder sauberen Tisch zurück. "Wir sind soweit", hörte er Jordans Stimme, er und Rickie standen schon am Ausgang und warteten auf ihn. Er sprnag von seinem Platz auf und ging auf die beiden zu, den Zettel hielt er immer noch in der Hand. "Was hast du da?", fragte Jordan und deutete auf Brians Hand, als die drei hinaus in die kalte Nacht traten. "Nur ein Stück Papier", erklärte Brian und schob den Zettel hastig in seine Hosentasche, "Nur ein Stück Papier." Er sah durchs Fenster wie sie ihm lächelnd zuwinkte.
Amy lag in ihrem Bett, aber sie konnte einfach nicht einschlafen. Sie hörte ihren kleinen Bruder Billy, der in seinem Bett schlief und leise vor sich hin atmete. Sie war froh das er in ihrer Nähe war, es war ein beruhigendes Gefühl, ihn Atmen zu hören, sie fühlte sich dadurch einfach nicht ganz so allein. Sie vermißte Brian. Zuerst hatte sie ihn nur ein ganz kleines bißchen vermißt, und auch der Brief von dieser Angela hatte ihre Wut nicht mildern können, zumindest am Anfang nicht. Doch im Laufe des Tages war ihre Wut immer kleiner geworden, und sie fragte sich ob sie nicht vielleicht doch zu der Theateraufführung hätte gehen sollen. Doch sie hatte sich einfach nicht getraut ihren Bruder Sean zu fragen ob er sie hinfahren würde, er war zur Zeit nicht besonders gut auf Brian zu sprechen. Seit dem ihr Dad die Familie im Stich gelassen hatte waren ihre Brüder immer zur Stelle um sie zu beschützen, besonders Sean tat alles für die sie. Er war der Älteste, und er hatte anscheinend das Gefühl das er jetzt der Mann im Haus war, das er auf seine Geschwister aufpassen müßte. Liam und Dylan konnten recht gut auf sich selbst aufpassen, und so galt seine ganze Fürsorge seiner kleinen Schwester und dem jüngsten Familienmitglied. Sie wußte das Sean eifersüchtig war, eifersüchtig auf Dylan, ihren Zwillingsbruder, und eifersüchtig auf Brian. Eifersüchtig auf jeden der ihr zu Nahe stand, außer vielleicht auf Billy, den er ebenfalls abgöttisch liebte. Er war der Älteste, und er war der Liebling ihrer Mutter, er war es immer gewesen. Natürlich hatte ihre Mutter es immer abgestritten, sie beteuerte jedesmal das sie alle ihre Kinder gleich lieb hätte, doch Amy wußte das das nicht stimmte. Es hatte sie bisher nie gestört. "Seitdem Dad nicht mehr da ist, ist Sean der einzige der ihr Kraft gibt", dachte sie, und zum ersten Mal tat es ihr weh zu wissen das Mom Sean lieber hatte als sie selbst. Die beiden saßen oft noch abends zusammen und redeten miteinander, wenn die anderen schon längst im Bett lagen, und Amy wünschte sich das sie nur einmal so mit ihrer Mutter reden konnte wie Sean es tat. Ein Träne lief ihr die Wange hinab und endete als nasser Fleck auf ihrem Kopfkissen. Sie vermißte ihren Vater, doch das wußte niemand. Sie wußte das die anderen sie nicht verstehen würden, besonders in Seans Gegenwart war es Ratsam den Namen ihres Vaters nicht laus auszusprechen. Und sie vermißte Brian. "Vielleicht sollte ich einfach mal mit dieser Angela reden", überlegte sie, doch sie kannte ja noch nicht mal ihren Nachnamen. Aber hatte Dylan nicht erzählt das er mit ihrem Freund in einer Band spielte? Vielleicht wußte er mehr. Sie blickte auf die Uhr. Fast 2 Uhr morgens, vielleicht schon etwas spät um bei ihr anzurufen.
Angela lag auf ihrem Bett, das Licht war aus aber sie trug noch immer die Klamotten die sie heute abend angehabt hatte. Auch sie dachte an ihren Vater, sie versuchte zu verstehen warum er das getan hatte, was ihn dazu getrieben hatte. "Wäre ich nur nicht in dieses blöde Restaurnat gegangen", fluchte sie innerlich, "Dann wäre alles noch in Ordnung. Zumindest an der Oberfläche. Wir hätten einfach unser normales Leben fortgeführt, vielleicht wäre die wahrheit ja nie ans Licht gekommen. Alle Leute reden immer davon das sie die Wahrheit wissen wollen, so als würde es ihnen dann besser gehen. Aber geht es uns jetzt besser, war es das Wert. Hätte nicht alles so weitergehen können wie bisher. "Sie starrte durch ihr Fenster hinaus in die sternklare Nacht, der Mond war nun schon beinahe vollständig zu sehen und sie sah die vielen leuchtenden Sterne, die dort oben scheinbar friedlich vor sich hin strahlten, manch einer groß und hell, andere so klein das sie mit dem bloßen Auge nur schwer zu erkennen waren. Sie kannte sich nicht aus mit diesen ganzen Sternbildern und ähnlichem Zeug, sie sah einfach nur gern zu ihnen hinauf, es war nicht wichtig ihre Namen zu kennen, nur das sie da waren, nur das war wichtig. Es war beruhigend zu wissen das es doch noch etwas gab das sich nicht veränderte, das diese Sterne auch noch morgen abend für sie funkeln würden, und übermorgen, und in einem Monat, in einem Jahr, wahrscheinlich sogar noch in einhundert Jahren. Natürlich wüßte sie, das auch die hellsten Sterne irgendwann einfach verschwinden würden, das auch sie nur ein begrenztes Leben hatten, doch für sie lebten sie ewig.
"Armer Brian." Sie fühlte sich immer noch hundsmiserabel wegen der Sache mit Brian, sie wollte die Sache irgendwie wieder ins Reine bringen, doch ihr erster Versuch war kläglich gescheitert. Sie war nicht gekommen, der Brief hatte seine Wirkung verfehlt. "Ich muß mit ihr sprechen, sofort morgen nach der Schule muß ich ihr die Sache erklären, das bin ich Brian einfach schuldig. Sie wird es schon verstehen, ganz bestimmt" Das hoffte sie zumindest.
Weißt du wie der Stern da heißt?", fragte Jordan und deutete mit seinem Zeigefinger hinauf in den Sternenhimmel. Er und Brian standen auf einer Wiese, etwa 50 Meter von ihrem Wagen entfernt, den sie am Straßenrand abgestellt hatten. Sie waren jetzt schon einige Stunden unterwegs, und langsam wurde die Müdigkeit immer stärker. Sie hatten hier haltgemacht um sich ein wenig die Beine zu vertreten, und um durch die kühle Nachtluft wieder etwas munterer zu werden. So langsam begann Brian sich zu fragen wohin sie überhaupt fuhren, welchen Sinn diese ganze Aktion machte. "Welchen meinst du?", erwiderte er, und versuchte zu erkennen in welche Richtung Jordan zeigte. Er nahm an das es sich bei dem Stern der Jordan so faszinierte um einen besonders hellen handeln mußte.
"Na, den kleinen da, zwischen den beiden großen." Brian betrachtete den Himmel, es waren so viele Sterne zu sehen und so versuchte er gar nicht erst den Stern zu finden. "Und was ist mit dem?", fragte er statt dessen.
"Weißt du ob der Stern einen Namen hat?"
"Ich nehme an alle Sterne haben einen Namen." "Aber wie dieser heißt weißt du nicht?", fragte Jordan hartnäckig. "Weißt du eigentlich wie viele Sterne es da draußen gibt", verteidigte sich Brian.
"Nein, wie viele?"
Brian schüttelte ungläubig den Kopf. "Wenn der Stern noch keinen Namen hätte, ich glaube ich würde ihn Angele nennen."
Brian sah Jordan ungläubig an. "Was ist den mit dem los?"
"Er wirkt irgendwie so zart, so zerbrechlich. Genau wie Angela." "Ich muß träumen", dachte Brian und versuchte sich aus diesem Traum zu befreien, in dem er sich selbst in den Arm kniff. Doch nichts passierte. Er schlief wohl immer noch. Verträumt starrte Jordan zu seinem Stern hoch, während er leise Angelas Namen vor sich hin flüsterte.
"Hey Brian."
"Ja?"
" Worum ging es in dem Streit?"
"Welcher Streit?"
"Du und Angela."
"Sie...äh...ja...also", stotterte Brian, er war sich nicht sicher ob es klug war Jordan von dem Kuß zu erzählen. "Hat sie über mich gesprochen?" Jordan sah ihn gespannt an.
"Hat sie überhaupt irgend etwas gesagt?", dachte Brian, er wußte es wirklich nicht mehr. Er versuchte sich die Ereignisse wieder ins Gedächtnis zu rufen, denn obwohl die Sache erst am Freitag passiert war, konnte er sich nur noch an den Kuß erinnern, und daran das Amy auf einmal hinter ihnen stand. Und an Seans Faust, die auf sein Gesicht zugeschossen kam, doch was war vor dem Kuß geschehen. Sie hatte geweint, er hatte sie getröstet, und dann hatte sie ihn geküßt, und damit sein Leben versaut. Warum sie geweint hatte, das wußte er immer noch nicht. "Nein, eigentlich hat sie überhaupt nichts gesagt", beantwortete er Jordans Frage, doch dieser schien mit der Antwort nicht zufrieden zu sein. Wie konnte man sich streiten, ohne das dabei etwas gesagt wurde?
"Wo war eigentlich deine Freundin heute abend?"
"Amy? Sie konnte heute abend leider nicht kommen." "Dylan hat erzählt, sie hat dich mit einer anderen erwischt." "Äh, ich...das war nur ein Mißverständnis." Brian fragte sich ob Dylan auch erzählt hatte das Angela dieses andere Mädchen gewesen war.
"Hast du dich deshalb mit Angela gestritten?" "Wie kommst du den darauf? Was hat Angela den damit zu tun?", fragte Brian nervös, während er überlegte wohin er flüchten sollte falls Jordan die Wahrheit kannte. "Vielleicht fand sie es nicht gut das du mit einer anderen rummachst. Oder aber..." "Oder was?" Brian bereitete sich im Geiste schon mal auf eine schnelle Flucht vor.
"Vielleicht war sie ja eifersüchtig." Brian war so überrascht, das er all seine Fluchtgedanken sofort vergaß.
"Eifersüchtig auf wenn?"
"Auf das Mädchen das du geküßt hast."
"Jetzt dreht er vollkommen durch", dachte Brian. "Das ist wohl das Dümmste was ich jemals gehört habe", erwiderte er.
"Angela hat mit mir Schluß gemacht." "Was?" Brian war vollkommen überrascht. War das etwa der Grund weshalb sie geweint hatte?
"Wann?"
"Freitag, während der Probe. Als du und Amy kurz draußen wart." Brian erinnerte sich wieder. Angela wäre fast mit ihnen zusammengestoßen, als er und Amy wieder hineingingen.
"Vielleicht hat Angela sich ja in dich verliebt?"
"Sie hat mich geküßt", flüsterte Brian leise.
"Wer? Angela?" Brian nickte. "Siehst du, ich hab recht." Jordan blieb ganz ruhig. Brian erstarrte. Was ging hier vor. Hatte Jordan wirklich recht? Hatte sie ihn womöglich nur geküßt um ihn und Amy auseinander zu bringen. War das vielleicht der Grund?
"Jordan?"
"Ja?"
"Wann fahren wir zurück?"
"Keine Ahnung, von mir aus sofort."
"Wo sind wir überhaupt?"
"Wenn ich das nur wüßte."
Absolute Stille, so als hätten sich alle anwesenden spontan entschlossen mit dem Atmen aufzuhören (ist ja auch viel gesünder). Natürlich war jedem im Raum klar das das Leben irgendwann weitergehen mußte, und so standen sie gaffend herum in freudiger Erwartung der Ereignisse die jeden Augenblick ihren Anfang nehmen mußten, und die dann doch harmloser ausfielen als sich die meisten es gewünscht hatten. Rickie war der erste, der aus seiner körperlichen Starre erwachte und er beschloß lieber gar nicht erst Wes Reaktion abzuwarten sondern rannte dem Notausgang entgegen, der zum Glück nur wenige Meter entfernt war und er somit nicht gezwungen war den gesamten Raum zu durchqueren. Im war speiübel, und er wollte einfach nur raus, raus aus diesem stickigem Saal, raus aus dieser dreckigen Stadt, und wenn möglich, raus aus seiner Haut.
"Dad?", brachte Rayanne leise zwischen ihren Lippen hervor, während ihr die heißen Tränen das Gesicht hinabliefen. Sie konnte einfach nicht glauben das er hier war, das er direkt vor ihr stand und sie schüchtern anlächelte. Zitternd griff sie in ihre Tasche, und erst als sie den Flachmann zwischen ihren Fingern spürte, wurde sie wieder etwas ruhiger. "Zum Glück ist er noch halb voll!"
Mr. Katimski ahnte bereits das seine Karriere als Lehrer stark gefährdet war, und so hatte auch er es vorgezogen diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Schuldirektor Foster starrte den beiden schockiert hinterher, im Geiste verabschiedete er sich gerade von dem guten Ruf seiner Schule.
Brian saß noch immer auf der Treppe vor der Schule und versuchte die Ereignisse, vielmehr die Katastrophe des heutigen Tages zu verkraften. Angela hatte ihn geküßt. Noch vor einigen Wochen hätte er alles dafür gegeben einmal, nur ein einziges Mal ihre Lippen auf seinen zu spüren, und dann, als es endlich geschah, hatte es ihm nichts bedeutet. Sie hatte ihn geküßt, und er hatte nichts gespürt, nicht dieses angenehme Gefühl das ihn jedesmal überkam wenn er und Amy sich küßten. Er vermißte Amy, er wollte wieder ihre Lippen spüren, mit der Hand durch ihr duftendes Haar streicheln und den Anblick ihres sanften Gesichtes genießen, doch all das war nun vorbei, er hatte es vermasselt. Angela hatte es vermasselt. Er war immer noch wütend, doch er konnte ihr einfach nicht mehr böse sein, dazu bedeutete sie ihm immer noch zu viel. Liebe? Nein, Liebe war wohl nicht mehr im Spiel, das hatte er während des Kusses eindeutig gespürt. Er liebte Amy, da war er sich absolut sicher. Er hörte Schritte, schnelle Schritte die die Treppe hinunter zu fliegen schienen, und eine Gestalt rannte an ihm vorbei hinaus in die dunkle Nacht. "Rickie?", rief er der dunklen Gestalt hinterher, er hatte ihn an der Kleidung erkannt. Doch Rickie reagierte nicht sondern lief weiter und weiter bis die Dunkelheit ihn verschluckte. "Was ist den mit dem los?"
Jordan saß in seinem Wagen und beobachtete den Schuleingang, er wußte das Angela bei der Theatervorstellung war, schließlich spielte Rayanne die Hauptrolle. Er begriff immer noch nicht, was zwischen ihm und Angela vorgefallen war, was hatte dieses "Es ist vorbei" zu bedeuten. "Es tut mir leid, es ist vorbei." Das waren ihre Worte gewesen, und dann war sie aus der Halle gestürmt. Ohne ihm den Grund zu sagen, ohne überhaupt noch irgendwas zu sagen, sie war einfach hinausgelaufen, sie hatte ihn einfach so stehen lassen, er hatte gar keine Chance gehabt mit ihr zu reden, denn als ihm die Bedeutung dieser 7 kleinen Worte bewußt wurde war sie schon längst verschwunden. Was ging nur zur Zeit in ihr vor, wieso benahm sie sich so seltsam, und wieso hatte sie sich mit Brian gestritten, woher hatte Brian sein blaues Auge. So viele Fragen! Es war alles so verwirrend, warum mußte das Leben nur immer so kompliziert sein. Er sah eine einsame Gestalt auf der Treppe sitzen, doch es war einfach zu dunkel als das er hätte Brian erkennen können. Sonst war niemand draußen zu sehen, anscheinend war die Aufführung immer noch nicht zu Ende. "Wie lang geht den dieses verdammte Stück", fluchte er leise und spielte nervös an seinem Autoradio herum.
Er wollte mit Angela reden, doch er bezweifelte stark das ihm die richtigen Worte einfallen würden, vielleicht war es einfach besser sie zu vergessen, sich einfach nicht mehr darüber den Kopf zerbrechen sondern ganz normal weiterzumachen, so als wäre sie nie ein Teil seines Lebens gewesen, diese ganze Angelegenheit einfach abhaken, als verzweifelt nach einer Möglichkeit zu suchen die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. "Ich weiß ja noch nicht mal warum sie Schluß gemacht hat", rief er sich ins Gedächtnis, vielleicht sollte er sie wirklich einfach vergessen. Alle anderen Dinge konnte er ja auch vergessen, gerade ihm sollte es nicht schwerfallen etwas aus seinem Gedächtnis zu streichen. Unentschlossen betrachtete er die große Eingangstür, während seine rechte Hand sich langsam dem Zündschloß näherte. "Vergiß sie!", befahl er sich selbst, während seine Finger über langsam über den Zündschlüssel glitten. Eine kleine Drehung des Handgelenkes, und schon würde das beruhigende Geräusch des Motors an sein Ohr dringen und all diese wirren Gedanken würden zumindest für einen Augenblick aus seinem Kopf verschwinden. Und vielleicht würden sie nie wieder kommen, vielleicht war die Sache einfach vorbei. Ganz langsam fing er an den Schlüssel herumzudrehen, als er eine zweite dunkle Gestalt entdeckte die im waghalsigem Tempo die Treppe herunter rannte. Er hielt inne. Neugierig betrachtete er die dunkle Gestalt, die hastig in seine Richtung gerannt kam. "Hey, den kenn ich doch!" Der Unbekannte war jetzt nur noch wenige Meter entfernt, und Jordan erkannte das Gesicht wieder, auch wenn der dazu gehörende Name im einfach nicht einfallen wollte.
Rickie lief noch immer direkt auf der Fahrbahn, er kam direkt an Jordans Wagen vorbei, doch er registrierte seine Umwelt überhaupt nicht. "Warum hat sie das getan?" Diese Frage hämmerte in seinem Kopf, in Gleichtakt mit dem lauten Pochen seines vor Aufregung wild schlagenden Herzes. Es war recht kühl an diesem Frühlingsabend, und er hörte seine Atmung, die in rasch aufeinanderfolgenden Atemzügen kalte Luft erst in die Lungen zog und dann die nun angewärmte, aber dafür um etwas Sauerstoff erleichterte Luft wieder in die Freiheit entließ. "Warum muß so etwas immer mir passieren?"
"Rickie!", fiel es Jordan wieder ein, während er beobachtete wie dieser immer noch die Straße entlang lief. Er schüttelte verwundert den Kopf und sah wieder zur Treppe, um zu sehen ob noch mehr Personen aus der Schule gerannt kamen, doch es war niemand zu sehen außer der Gestalt die auf der Treppe gesessen hatte, die jetzt aber aufgestanden war und nun ebenfalls langsam in seine Richtung kam, jedoch in einen viel langsameren Tempo. Es war Brian. "Hi Brian", begrüßte ihn Jordan, der aus seinem Wagen ausgestiegen war und nun langsam auf Brian zuging. "Ich glaub mit Rickie stimmt was nicht", erklärte Brian, ohne Jordans Gruß zu erwidern, "Vielleicht sollten wir ihm hinterher fahren." Jordan nickte. "Da vorne, ist er das nicht?", fragte Brian und deutete auf eine zusammengekauerte Gestalt, die direkt am Straßenrand saß. Jordan bremste den Wagen langsam ab und blieb einige Meter von Rickie entfernt stehen. Der Motor erstarb, und Jordan schaltete die Scheinwerfer aus und sah Brian an : "Und jetzt?" "Keine Ahnung."
Jordan sah zu Rickie hinüber, öffnete langsam die Fahrertür und glitt geschmeidig aus dem Wagen. Vorsichtig näherte er sich dem Häufchen Elend, bei dem es sich tatsächlich um Rickie handelte. Er vernahm ein leises Schluchzen, es war kaum zu hören, aber es war ganz eindeutig das Rickie weinte. "Hey", sprach er Rickie leise an, während Brian nun ebenfalls aus dem Wagen ausstieg und sich langsam den beiden näherte. Rickie hob vorsichtig den Kopf, und durch den Tränenschleier auf seinen Augen sah er zwei ihm wohl bekannte Personen, die ihn im schwachen Licht der Straßenbeleuchtung fragend anblickten. Rasch wischte er sich mit seinem rechten Ärmel die Tränen aus dem Gesicht, bevor er die beiden mit einem mühsam zustande gebrachten Lächeln absah.
"Was ist den los?", fragte Jordan.
"Gar nichts." "Und wieso rennst du den wie ein Irrer durch die Gegend?"
Rickie senkte den Kopf. "Brian und Ich, wir fahren nur ein bißchen durch die Gegend", erklärte Jordan, woraufhin Rickie wieder den Kopf hob und die beiden verwundert ansah. "Nur so zum Spaß", fuhr Jordan fort und sah Brian an, der immer noch hinter im stand und das Gespräch neugierig beobachtete, bisher selbst aber noch kein Wort herausgebracht hatte. "Ich, äh, ja, wir fahren nur so ein bißchen durch die Stadt, reiner Zeitvertreib", stammelte Brian nervös. Rickie sah die beiden immer noch verwundert an, was sollte er nur davon halten. Es klang einfach zu unglaublich. Jordan und Brian fahren an einem Samstagabend gemeinsam durch die Gegend, nur so zum Zeitvertreib? Irgendwas stimmte an diesem Bild nicht, allein der Gedanke war völlig absurd. "Wir haben noch Platz im Wagen", riß Jordans Stimme ihn aus seinen Gedanken. Er deutete auf seinen Wagen. "Komm, steig ein!"
Angela stand in einem etwas abgelegenem Teil des Saales und bekam von all dem nichts mit. Erst als Julie, ein Mädchen aus ihrem Biokurs, ihr von Katimski und seinem Freund erzählte, merkte Angela das es auf einmal so ruhig war im Saal. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge, sie wollte wissen was hier vor sich ging. Sie hielt Ausschau nach Rayanne und Rickie, doch sie konnte die beiden nirgends entdecken. Zu diesem Zeitpunkt rannte Rickie schon längst den leeren Schulflur entlang, während Rayanne immer noch am überlegen war ob sie ihren Flachmann jetzt gleich oder lieber nachher austrinken sollte. Sie bekam auch nicht mit wie Wes Sharon einfach stehenließ und hinter Rickie hinterher ging, und auch als Delia anfing Sharon wüst zu beschimpfen war Angela nicht in der Nähe. Sie war damit der einzige Mensch auf dieser Party, der alle, aber auch wirklich alle dramatischen Ereignisse verpasste (sie schaffte es sogar nicht einmal Rayanne und ihren Vater zu Gesicht zu bekommen). "Hey Corey!" Sie drängelte sich zu ihm durch. "Weißt du wo Rickie ist? Ich kann ihn nirgendwo finden?"
Nachdem sie von Corey gehört hatte was Sharon sich geleistet hatte, rannte sie sofort nach draußen um Rickie zu suchen, Corey und Delia im Schlepptau. Natürlich kamen sie zu spät, Rickie war schon längst verschwunden, zusammen mit Brian und Jordan. Nur wußte das natürlich niemand. Die drei standen am unteren Ende der Treppe und überlegten was sie nun tun sollten. "Sollen wir ihn suchen?" Delia blickte Angela verzweifelt an. "Das hat doch keinen Sinn!" erwiderte Corey und schüttelte den Kopf. Angela dachte genauso, doch sie konnte nicht nur untätig herumstehen. "Ich finde wir sollten es wenigstens versuchen." Die anderen beiden nickten. "Am besten wir teilen uns auf, vielleicht ist er ja noch irgendwo auf dem Schulgelände."
Ging da nicht jemand?" Angela versuchte zu erkennen ob sie wirklich jemanden gesehen hatte. "Rickie?" Die dunkle Gestalt drehte sich zu ihr um, und kam nun direkt auf sie zu.
"Rickie?", rief sie abermals. "Nein, ich bin´s nur."
"Oh, hi Wes. Hast du Rickie irgendwo gesehen?" Wes stand nun direkt vor ihr, Rickie hatte wirklich einen guten Geschmack.
"Er ist weggefahren." Angela war irritiert. Rickie hatte doch weder ein Auto noch einen Führerschein.
"Ich hab gesehen wie er zu Jordan Catalano ins Auto gestiegen ist."
"Was???" Sie mußte sich verhört haben. "Er ist mit Jordan Catalano weggefahren, und mit diesem Lockenkopf, ich glaube der heißt Krakow oder so ähnlich." Sie war erstaunt, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Aber wenigstens wußte sie nun wo er war. Okay, wo er war wußte sie natürlich nicht, aber sie wußte immerhin das er nicht allein war. Sie war beruhigt, sie hatte sich schon Sorgen um ihn gemacht. "Ich hab ihm ja noch zugerufen, aber er hat mich wohl nicht gehört." "Ich könnte Sharon erwürgen!", fluchte Angela, sie war verdammt sauer auf ihre ehemalige beste Freundin. "Wußtes du das er..." Angela sprach den satz nicht zu Ende.
Wes schüttelte den Kopf. "Nein." Angela fiel einfach nichts ein was sie nun sagen könnte, und so schwieg sie lieber.
"Ich hab aber auch keine Probleme damit", fuhr Wes fort,
"Mein Bruder ist nämlich auch schw...äh...homosexuell."
"Dein Bruder ist schwul?", entfuhr es Angela.
"Das wollte ich damit ausdrücken", lachte Wes.
"Aber du bist..." Abermals hörte Angela mitten im Satz auf, hätte sie den Satz zu ende gesprochen wäre ihr die Frage zu persönlich vorgekommen, was wahrscheinlich daran lag das sie es auch war. "Ich bin nicht schwul, falls du das wissen wolltest." "Sorry, ich sollte nicht so neugierig sein."
"Kein Problem." "Armer Rickie, es muß schrecklich für ihn gewesen sein. Warum hat Sharon das nur getan?", fragte sie leise. "Ich glaube ich weiß wieso." Angela sah ihn neugierig an.
"Es ist nur eine Vermutung", erklärte Wes, "Also nicht lachen falls ich voll daneben liege."
"Keine Angst, erzähl schon."
"Ich glaube Sharon will was von mir."
"Ja?" "Und anscheinend hat sie das Gefühl das Rickie auch hinter mir her ist." "Und deshalb hat sie..?" Daran hatte Angela noch gar nicht gedacht, aber irgendwie klang es plausibel. "Genau, das ist zumindest meine Theorie. Ob ich recht habe weiß ich natürlich nicht." "Doch, ich glaube du hast recht." "Kann sein, aber wie kommt Sharon darauf?" "Ich...äh...." "Steht Rickie wirklich auf mich?" "Keine Ahnung", log Angela ihn an, "Und du, bist du an Sharon interessiert?" "Ich dachte du wolltest nicht mehr so neugierig sein." "Hätte mich halt interessiert, aber es geht mich ja wirklich nichts an." Wesley fuhr verlegen mit der linken Hand über sein Haar. "Eigentlich steh ich ja mehr auf deine Freundin Rayanne."
"Wohin fahren wir eigentlich?" Seit zwei Stunden fuhren sie nun schon umher, und noch immer hatte keiner ein einziges Wort gesagt. Er war einfach eingestiegen, Jordan hatte den Motor gestartet, das Radio eingeschaltet und den Wagen langsam in Bewegung gesetzt. Kein Wort darüber wohin sie fahren würden. Brian saß auf dem Beifahrersitz und starrte gedankenverloren aus dem Fenster, man hätte meinen können er wäre schon längst eingeschlafen, aber Rickie konnte sehen das seine Augen immer noch geöffnet waren. "Ob er weiß wo wir hinfahren?" Brian wußte nicht wohin Jordan fuhr, aber er hatte zur Zeit andere Sorgen, so das er sich die Frage bisher gar nicht gestellt hatte. An diesem Abend gab es nur eine Frage die wichtig war : "Wie bekomm ich Amy wieder?"
Auch Jordan war von seinem Plan, Angela einfach zu vergessen, nicht mehr besonders überzeugt. Auch er wollte seine Freundin wiederhaben. Hätte einer seiner Mitreisenden ihn gefragt, wo sie waren, Jordan hätte darauf keine Antwort gewußt. Er wußte nur das sie Pittsburgh schon vor einiger Zeit verlassen hatten, er glaubte in Richtung Norden, doch auch das wußte er nicht einhundertprozentig. Es war ihm aber auch egal. Sein Magen knurrte seit geraumer Zeit, und auch sein ausgetrockneter Körper schrie nach einer kleinen Erfrischung. Der Tag war nicht gut gelaufen, vielleicht wäre ein Bier jetzt nicht schlecht, doch den Gedanken verwarf er sofort wieder, schließlich mußte er noch fahren. "Hat noch jemand Hunger", fragte er die beiden. "Ich schon!" Brian nickte. "Ich könnte auch was vertragen."
"Stimmt was nicht mit deinem Burger?" Jordan sah ihn fragend an, während Brian auf das lauwarme Brötchen in seiner Hand starrte, in dem sich angeblich so etwas ähnliches wie Fleisch befinden sollte. "Seit ihr euch ganz sicher das man dieses Zeug essen kann?" "Klar, ich esse das Zeug schon seit Jahren!" Jordan hatte es nett gemeint, doch seine Bemerkung steigerte nicht gerade Brians Vertrauen in dieses Qualitätsprodukt einer berühmten amerikanischen Fast-Food-Kette.
"Hast du keinen Hunger mehr?" Er reichte Jordan den Burger : "Ich hab einen empfindlichen Magen. Laß es dir schmecken." Während Jordan sich über Brians Portion hermachte, betrachtete Brian die anderen Gäste, die sich zu so später Stunde hierher verirrt hatten. "Hey Brian", sprach in Jordan an, "Hast du gesehen wie dir die Bedienung zugezwinkert hat?"
"Ich, äh, nein, wie kommst du den darauf?" "Ich habs auch gesehen", mischte sich Rickie ein, bevor er nach seiner Cola griff um die Reste seines letzten Burgers hinuterzuspülen. Brian sah die beiden mißtrauisch an. "Sie wollte bestimmt nur Höflich sein." "Ich glaub sie steht auf dich", erwiderte Jordan und blickte neugierig zum Tresen herüber.
"Da, sie kuckt schon wieder." "Du willst doch nur das ich mich umdrehe..." "Nein, sie schaut wirklich zu uns herüber", unterbrach in Rickie, der genau wie Jordan einen freien Blick auf die Kasse hatte. "Dreh dich mal um", forderte Jordan ihn auf, "Aber unauffällig!"
"Und wie dreht man sich unauffällig um?", spottete Brian.
"Keine Ahnung. Eben so das es nicht auffällt." Brian verdrehte die Augen. Langsam begann er seinen Blick durch den gesamten Raum wandern zu lassen, sein Kopf drehte sich immer weiter herum und als er ihn soweit zur Seite gedreht hatte wie es ihm möglich war und er sie immer noch nicht sehen konnte, drehte er vorsichtig seinen Oberkörper in die selbe Richtung. Da war sie. Und sah ihm direkt in die Augen. Hastig drehte er sich wieder um, und sah in die grinsenden Gesichter von Jordan und Rickie. "Seit wann übst du so einen unwiderstehlichen Reiz auf Frauen aus?", fragte ihn Rickie lachend. Brian griff nach seiner Cola und zog hastig an seinem Strohhalm. Er hatte das Gefühl als würde er beobachtet, er konnte förmlich ihre Blicke auf seinem Rücken spüren. "Los Brian, rede mit ihr!", forderte Jordan ihn auf, doch Brian schüttelte den Kopf, mit Frauen hatte er in den letzten Tagen genug Ärger gehabt. "Wahrscheinlich seh ich nur so komisch aus mit meinen blauen Auge." "Na ja, dafür wäre eigentlich überhaupt kein blaues Auge notwendig."
"Sehr witzig!" "Sollen wir weiterfahren?" Rickie sah die beiden fragend an. "Gleich, ich muß nur noch mal auf die Toilette." Jordan erhob sich von seinem Stuhl und sah sich suchend um, irgendwo mußte es hier ja schließlich Toiletten geben. "Hier geht's lang", rief Rickie, der sich bereits auf den Weg gemacht hatte, nur Brian blieb allein am Tisch sitzen. Er ärgerte sich das er seine Armbanduhr zu Hause vergessen hatte, aber es mußte schon ziemlich spät sein, soviel war sicher. "Kann ich den Tisch abräumen?" Brian sah erschrocken auf. "Äh, also, von mir aus", stammelte er vor sich hin, während die Bedienung ihn nett anlächelte. "Gut!", erwiderte sie und zwinkerte ihm mit ihren brauen Augen zu. Sie fing den Müll auf einem der Tabletts zu stapeln, während Brian wie gelähmt auf seinem Platz saß. "Was geht hier vor", dachte er, "Jahrelang interessiert sich nicht ein einziges Mädchen für mich, und jetzt das!" Hey, du hast diesen Zettel hier verloren", lächelte sie ihn an, reichte ihm einen kleinen zusammengefalteten Zettel und ließ ihn dann an dem nun wieder sauberen Tisch zurück. "Wir sind soweit", hörte er Jordans Stimme, er und Rickie standen schon am Ausgang und warteten auf ihn. Er sprnag von seinem Platz auf und ging auf die beiden zu, den Zettel hielt er immer noch in der Hand. "Was hast du da?", fragte Jordan und deutete auf Brians Hand, als die drei hinaus in die kalte Nacht traten. "Nur ein Stück Papier", erklärte Brian und schob den Zettel hastig in seine Hosentasche, "Nur ein Stück Papier." Er sah durchs Fenster wie sie ihm lächelnd zuwinkte.
Amy lag in ihrem Bett, aber sie konnte einfach nicht einschlafen. Sie hörte ihren kleinen Bruder Billy, der in seinem Bett schlief und leise vor sich hin atmete. Sie war froh das er in ihrer Nähe war, es war ein beruhigendes Gefühl, ihn Atmen zu hören, sie fühlte sich dadurch einfach nicht ganz so allein. Sie vermißte Brian. Zuerst hatte sie ihn nur ein ganz kleines bißchen vermißt, und auch der Brief von dieser Angela hatte ihre Wut nicht mildern können, zumindest am Anfang nicht. Doch im Laufe des Tages war ihre Wut immer kleiner geworden, und sie fragte sich ob sie nicht vielleicht doch zu der Theateraufführung hätte gehen sollen. Doch sie hatte sich einfach nicht getraut ihren Bruder Sean zu fragen ob er sie hinfahren würde, er war zur Zeit nicht besonders gut auf Brian zu sprechen. Seit dem ihr Dad die Familie im Stich gelassen hatte waren ihre Brüder immer zur Stelle um sie zu beschützen, besonders Sean tat alles für die sie. Er war der Älteste, und er hatte anscheinend das Gefühl das er jetzt der Mann im Haus war, das er auf seine Geschwister aufpassen müßte. Liam und Dylan konnten recht gut auf sich selbst aufpassen, und so galt seine ganze Fürsorge seiner kleinen Schwester und dem jüngsten Familienmitglied. Sie wußte das Sean eifersüchtig war, eifersüchtig auf Dylan, ihren Zwillingsbruder, und eifersüchtig auf Brian. Eifersüchtig auf jeden der ihr zu Nahe stand, außer vielleicht auf Billy, den er ebenfalls abgöttisch liebte. Er war der Älteste, und er war der Liebling ihrer Mutter, er war es immer gewesen. Natürlich hatte ihre Mutter es immer abgestritten, sie beteuerte jedesmal das sie alle ihre Kinder gleich lieb hätte, doch Amy wußte das das nicht stimmte. Es hatte sie bisher nie gestört. "Seitdem Dad nicht mehr da ist, ist Sean der einzige der ihr Kraft gibt", dachte sie, und zum ersten Mal tat es ihr weh zu wissen das Mom Sean lieber hatte als sie selbst. Die beiden saßen oft noch abends zusammen und redeten miteinander, wenn die anderen schon längst im Bett lagen, und Amy wünschte sich das sie nur einmal so mit ihrer Mutter reden konnte wie Sean es tat. Ein Träne lief ihr die Wange hinab und endete als nasser Fleck auf ihrem Kopfkissen. Sie vermißte ihren Vater, doch das wußte niemand. Sie wußte das die anderen sie nicht verstehen würden, besonders in Seans Gegenwart war es Ratsam den Namen ihres Vaters nicht laus auszusprechen. Und sie vermißte Brian. "Vielleicht sollte ich einfach mal mit dieser Angela reden", überlegte sie, doch sie kannte ja noch nicht mal ihren Nachnamen. Aber hatte Dylan nicht erzählt das er mit ihrem Freund in einer Band spielte? Vielleicht wußte er mehr. Sie blickte auf die Uhr. Fast 2 Uhr morgens, vielleicht schon etwas spät um bei ihr anzurufen.
Angela lag auf ihrem Bett, das Licht war aus aber sie trug noch immer die Klamotten die sie heute abend angehabt hatte. Auch sie dachte an ihren Vater, sie versuchte zu verstehen warum er das getan hatte, was ihn dazu getrieben hatte. "Wäre ich nur nicht in dieses blöde Restaurnat gegangen", fluchte sie innerlich, "Dann wäre alles noch in Ordnung. Zumindest an der Oberfläche. Wir hätten einfach unser normales Leben fortgeführt, vielleicht wäre die wahrheit ja nie ans Licht gekommen. Alle Leute reden immer davon das sie die Wahrheit wissen wollen, so als würde es ihnen dann besser gehen. Aber geht es uns jetzt besser, war es das Wert. Hätte nicht alles so weitergehen können wie bisher. "Sie starrte durch ihr Fenster hinaus in die sternklare Nacht, der Mond war nun schon beinahe vollständig zu sehen und sie sah die vielen leuchtenden Sterne, die dort oben scheinbar friedlich vor sich hin strahlten, manch einer groß und hell, andere so klein das sie mit dem bloßen Auge nur schwer zu erkennen waren. Sie kannte sich nicht aus mit diesen ganzen Sternbildern und ähnlichem Zeug, sie sah einfach nur gern zu ihnen hinauf, es war nicht wichtig ihre Namen zu kennen, nur das sie da waren, nur das war wichtig. Es war beruhigend zu wissen das es doch noch etwas gab das sich nicht veränderte, das diese Sterne auch noch morgen abend für sie funkeln würden, und übermorgen, und in einem Monat, in einem Jahr, wahrscheinlich sogar noch in einhundert Jahren. Natürlich wüßte sie, das auch die hellsten Sterne irgendwann einfach verschwinden würden, das auch sie nur ein begrenztes Leben hatten, doch für sie lebten sie ewig.
"Armer Brian." Sie fühlte sich immer noch hundsmiserabel wegen der Sache mit Brian, sie wollte die Sache irgendwie wieder ins Reine bringen, doch ihr erster Versuch war kläglich gescheitert. Sie war nicht gekommen, der Brief hatte seine Wirkung verfehlt. "Ich muß mit ihr sprechen, sofort morgen nach der Schule muß ich ihr die Sache erklären, das bin ich Brian einfach schuldig. Sie wird es schon verstehen, ganz bestimmt" Das hoffte sie zumindest.
Weißt du wie der Stern da heißt?", fragte Jordan und deutete mit seinem Zeigefinger hinauf in den Sternenhimmel. Er und Brian standen auf einer Wiese, etwa 50 Meter von ihrem Wagen entfernt, den sie am Straßenrand abgestellt hatten. Sie waren jetzt schon einige Stunden unterwegs, und langsam wurde die Müdigkeit immer stärker. Sie hatten hier haltgemacht um sich ein wenig die Beine zu vertreten, und um durch die kühle Nachtluft wieder etwas munterer zu werden. So langsam begann Brian sich zu fragen wohin sie überhaupt fuhren, welchen Sinn diese ganze Aktion machte. "Welchen meinst du?", erwiderte er, und versuchte zu erkennen in welche Richtung Jordan zeigte. Er nahm an das es sich bei dem Stern der Jordan so faszinierte um einen besonders hellen handeln mußte.
"Na, den kleinen da, zwischen den beiden großen." Brian betrachtete den Himmel, es waren so viele Sterne zu sehen und so versuchte er gar nicht erst den Stern zu finden. "Und was ist mit dem?", fragte er statt dessen.
"Weißt du ob der Stern einen Namen hat?"
"Ich nehme an alle Sterne haben einen Namen." "Aber wie dieser heißt weißt du nicht?", fragte Jordan hartnäckig. "Weißt du eigentlich wie viele Sterne es da draußen gibt", verteidigte sich Brian.
"Nein, wie viele?"
Brian schüttelte ungläubig den Kopf. "Wenn der Stern noch keinen Namen hätte, ich glaube ich würde ihn Angele nennen."
Brian sah Jordan ungläubig an. "Was ist den mit dem los?"
"Er wirkt irgendwie so zart, so zerbrechlich. Genau wie Angela." "Ich muß träumen", dachte Brian und versuchte sich aus diesem Traum zu befreien, in dem er sich selbst in den Arm kniff. Doch nichts passierte. Er schlief wohl immer noch. Verträumt starrte Jordan zu seinem Stern hoch, während er leise Angelas Namen vor sich hin flüsterte.
"Hey Brian."
"Ja?"
" Worum ging es in dem Streit?"
"Welcher Streit?"
"Du und Angela."
"Sie...äh...ja...also", stotterte Brian, er war sich nicht sicher ob es klug war Jordan von dem Kuß zu erzählen. "Hat sie über mich gesprochen?" Jordan sah ihn gespannt an.
"Hat sie überhaupt irgend etwas gesagt?", dachte Brian, er wußte es wirklich nicht mehr. Er versuchte sich die Ereignisse wieder ins Gedächtnis zu rufen, denn obwohl die Sache erst am Freitag passiert war, konnte er sich nur noch an den Kuß erinnern, und daran das Amy auf einmal hinter ihnen stand. Und an Seans Faust, die auf sein Gesicht zugeschossen kam, doch was war vor dem Kuß geschehen. Sie hatte geweint, er hatte sie getröstet, und dann hatte sie ihn geküßt, und damit sein Leben versaut. Warum sie geweint hatte, das wußte er immer noch nicht. "Nein, eigentlich hat sie überhaupt nichts gesagt", beantwortete er Jordans Frage, doch dieser schien mit der Antwort nicht zufrieden zu sein. Wie konnte man sich streiten, ohne das dabei etwas gesagt wurde?
"Wo war eigentlich deine Freundin heute abend?"
"Amy? Sie konnte heute abend leider nicht kommen." "Dylan hat erzählt, sie hat dich mit einer anderen erwischt." "Äh, ich...das war nur ein Mißverständnis." Brian fragte sich ob Dylan auch erzählt hatte das Angela dieses andere Mädchen gewesen war.
"Hast du dich deshalb mit Angela gestritten?" "Wie kommst du den darauf? Was hat Angela den damit zu tun?", fragte Brian nervös, während er überlegte wohin er flüchten sollte falls Jordan die Wahrheit kannte. "Vielleicht fand sie es nicht gut das du mit einer anderen rummachst. Oder aber..." "Oder was?" Brian bereitete sich im Geiste schon mal auf eine schnelle Flucht vor.
"Vielleicht war sie ja eifersüchtig." Brian war so überrascht, das er all seine Fluchtgedanken sofort vergaß.
"Eifersüchtig auf wenn?"
"Auf das Mädchen das du geküßt hast."
"Jetzt dreht er vollkommen durch", dachte Brian. "Das ist wohl das Dümmste was ich jemals gehört habe", erwiderte er.
"Angela hat mit mir Schluß gemacht." "Was?" Brian war vollkommen überrascht. War das etwa der Grund weshalb sie geweint hatte?
"Wann?"
"Freitag, während der Probe. Als du und Amy kurz draußen wart." Brian erinnerte sich wieder. Angela wäre fast mit ihnen zusammengestoßen, als er und Amy wieder hineingingen.
"Vielleicht hat Angela sich ja in dich verliebt?"
"Sie hat mich geküßt", flüsterte Brian leise.
"Wer? Angela?" Brian nickte. "Siehst du, ich hab recht." Jordan blieb ganz ruhig. Brian erstarrte. Was ging hier vor. Hatte Jordan wirklich recht? Hatte sie ihn womöglich nur geküßt um ihn und Amy auseinander zu bringen. War das vielleicht der Grund?
"Jordan?"
"Ja?"
"Wann fahren wir zurück?"
"Keine Ahnung, von mir aus sofort."
"Wo sind wir überhaupt?"
"Wenn ich das nur wüßte."